Zwei Personen backen zusammen und lächeln dabei.

Wohnsituation von Menschen mit Behinderung

Paritätischer Teilhabebericht sieht bei der Barrierefreiheit massiven Nachholbedarf

Behindertengerechtes und bezahlbares Wohnen ist für immer weniger Menschen in Deutschland möglich. Dies ist eine zentrale Erkenntnis des Teilhabeberichts des Paritätischen Gesamtverbandes, welcher anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderung periodisch erscheint. Die Paritätische Forschungsstelle legte dabei dieses Jahr den Schwerpunkt auf die Wohnsituation von Menschen mit Behinderung.

Menschen mit Behinderung besonders stark von hohen Wohnkosten betroffen

“Menschen mit Behinderung gehören zu den großen Verlierern auf dem Wohnungsmarkt. Sie trifft die angespannte Lage bei Mietwohnungen besonders”, erklärt Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes, mit Blick auf die Ergebnisse des diesjährigen Teilhabeberichts. Rund 20 Prozent der Menschen mit Behinderung geben an, mehr als 50 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten aufwenden zu müssen. Von hohen Wohnkosten sind gerade auch Menschen mit psychischer Beeinträchtigung stark betroffen, sie geben etwa doppelt so häufig wie Menschen ohne Behinderung an, durch ihre Wohnkosten stark belastet zu sein.

Barrierefreies Wohnen ist immer noch die Ausnahme

Erschreckend ist auch die Situation beim behindertengerechten Wohnen. So leben drei von vier Menschen mit einer anerkannten Behinderung nicht in einer barrierefreien Wohnung. Und nur jede*r Fünfte hat das Glück, sich in einer Wohnsituation ohne Stufen und Treppen zu befinden. Prof. Dr. Rosenbrock dazu: “Barrierefreiheit ist auf dem deutschen Wohnungsmarkt leider die Ausnahme. Nur ein ganz geringer Anteil aller Wohngebäude sind annäherungsweise barrierefrei. Gerade mit Blick auf die Überalterung der Gesellschaft gibt es hier massiven Nachholbedarf!”

Konkrete Forderungen an die Bundesregierung

Rosenbrock stellt außerdem konkrete Forderungen an die Bundesregierung: “Die kürzlich vereinbarten Eckpunkte des Bündnisses Barrierefreiheit sind nicht ausreichend. Hier finden sich lediglich Absichtserklärungen ohne konkrete Umsetzungspläne. Mindestens jede dritte Wohnung, die jetzt neu gebaut wird, muss barrierefrei sein. Davon sind wir bisher weit entfernt. Ebenso von ausreichend bezahlbarem Wohnraum - sowohl für Menschen mit als auch ohne Behinderung.”

Der Paritätische Teilhabebericht berechnet alljährlich aktuelle Zahlen zu Menschen mit Behinderung auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

 

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